Die Türme von Pilsum

Den an die Hitzewelle angepassten Tagesablauf haben wir beibehalten: Morgens mit dem Fahrrad die Gegend ansehen, nachmittags Schatten suchen und möglichst wenig bewegen. Am besten auf dem Achterdeck, da kommt immer etwas Wind hin und fast den ganzen Tag liegt es im Schatten der Sprayhood.
Vom Ort zur Leysiel-Schleuse, dann über den famosen Fehlfarben-Leuchtturm und das Dorf Pilsum wieder zurück.
Am Schleusengebäude hängt eine Tafel, die die Entstehung des heutigen Speicherbeckens inklusive Schleuse erklärt. Während wir uns mit der Historie beschäftigen, kommt der Schleusenwärter auf uns zu und erzählt uns noch einige Details mehr, die da so nicht drauf stehen. Und erzählt von Vorfällen, die da erst recht nicht drauf stehen (und die zum Schutze der Paddels, die sie verursacht haben, hier auch nicht weitergegeben werden).

Speicherbecken und Leybucht

Was weitergegeben werden darf und auch nicht auf der Tafel steht: Wär die Deichlinie nicht vorgezogen worden, hätte der Deich in Greetsiel um mindestens 2 m erhöht werden müssen und das ganze Ortsbild, das heute die Touristen hierher lockt, wäre verschwunden. Anderes Detail: Der Deich, der heute das Speicherbecken umschließt, ruht auf Abraum aus dem Ruhrgebiet. (Da können sisch ja einige janz heimisch fühln, woll? Miet Ommma!)
Am Ende der wasserbaulichen Erläuterungen (und nach Erwähnung der wassersportlichen Ambitionen des Schleusenmannes) wurden wir zu einem Besuch des Kontrollraums eingeladen.

Kontrollraum Leysiel-Schleuse

Und dort noch mit weiteren Informationen versorgt. Nochmals vielen Dank an den Schleusenmann!

Schleuse Leysiel (mit Boot des freundlichen Schleusenmeisters)

Weiter bei sommerlichster (kann man das steigern?) Wärme zum sehr populären Leuchtturm von Pilsum. Dem aus dem Otto-Film, gelb-rot, so wie´n Lolli. Das Gelb soll ja anzeigen, dass dieses Leuchtfeuer außer Funktion ist, und funktionlose Leuchttürme gibt es reichlich an der deutschen Nordsee, weil sich die Fahrwasser immer wieder ändern. Aber nur dieser hat den Otto-Adel. Kann sogar als standesamtliche Außenstelle zum Heiraten genutzt werden und zieht reichlich Besucher an.

Pilsumer Otto-Turm (ex Leuchtturm, Turm 1)

Sicherlich der bekannteste, aber nicht der interessanteste Turm von Pilsum. Pilsum ist ein schnuckeliges kleine Dorf mit ca. 500 Pilsumern, auf einer Warft und mit eine Kirche in der Mitte, die (siehe Marienhafe) in keinem Verhältnis zum Ort steht. Erbaut in 13 Jht. und beherrscht von einem multifunktionalen Vierungsturm: Kirchturm, Wehrturm, Seezeichen. Nur Glockenturm ist er nicht. Der steht extra. Vermutlich aus baustatischen Gründen: Wenn der Turm schon so schief steht, will man wohl keine pendelnden Glocken drin haben.

Pilsumer Vierungsturm (Turm 2)

Für die Glocken gibts noch einen Extraturm, siehe Bild oben, Turm 3.

Zu Zeiten, da die Leybucht bis Marienhafe reichte, lag auch Pilsum direkt am schiffbaren Wasser. Man musste sich also mit Piraten befassen: Entweder man verschanzte sich und bekämpfte sie oder man alliierte sich mit ihnen (und profiterte von den abgezweigten Warenströmen). Es gibt Gerüchte, dass auch die Pilsumer zur zweiten Lösung tendierten. Zumindest gab es bis ins 19 Jht. auffallend viele Kaufleute in dem eher kleinen Dorf.

Autor: cord

Hat mal Physik studiert, aber fast alles wieder vergessen. Hat jetzt altersbedingt viel Freizeit und segelt gerne. Oder macht Musik. Verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Und inzwischen zwei Enkelkinder.

2 Gedanken zu „Die Türme von Pilsum“

  1. Hallöchen, habe es heute endlich mal geschafft Eure Seite aufzurufen. Da bietet sich ja viel Lesefutter an. Ein sehr netter, locker- flockiger Schreibstil, da macht das Lesen Spaß! Liebe Grüße ans Wasser von Claudia und Horst

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