Seebrücke und fliegende Fußgänger

Broekerhaven – Amsterdam in Rekordzeit. Für ein Segelboot jedenfalls, mit dem Bus geht es wahrscheinlich noch wesentlich schneller. Aber so mit Nordwest 5 vor der Küste des Ijsselmeers mit ablandigem Wind südwärts, das läuft schon recht flott. Natürlich nicht ganz durch, denn das Fahrwasser dreht ja immer mehr nach Westen, und etwa am Stadtrand von Amsterdam ist dann Schluss mit Segeln. Kann man aber verschmerzen, denn dann kommt eine bewegliche Brücke und die Oranje-Schleuse, da ist nix mehr mit Segeln. Danach die letzte Meile bis zum Hafen schafft man dann auch noch unter Motor, stehen sowieso Häuser rum, die den Wind abschatten.
Amsterdam lassen wir mal weg. Wir natürlich nicht, wenn man schon hier ist, muss man auch in die Altstadt. Und sei es nur, um Essen zu gehen und die Verrückten und die anderen Besucher zu sehen. Aber da wir Amsterdam schon früher ausführlich behandelt haben, verzichten wir dieses Mal. Es hat sich an der Altstadt nichts wesentliches verändert. Drum ist sie ja ‘ne Altstadt.

Amsterdam: Oh weh, wo ist mein Fahrrad?
Amsterdam: Oh weh, wo ist mein Fahrrad?

Wenn man etwas bestimmtes sucht, sagen wir mal eine Ergänzung seines Seekartenbestandes oder Saxofonblätter, ist man übrigens in der Amsterdamer Altstadt meist schlecht beraten. Da gibt es nur bestimmte Produktgruppen: Anziehen, Essen, Kosmetik, Schuhe, Andenken, Sex. Vielleicht ab und an noch CDs, Platten und Bücher. Alles andere scheint in die Außenbereiche verbannt. Museen aller Kategorien, vom Rijksmuseum bis zum Sex- (beim letzten Besuch entdeckt) und Foltermuseum (bei diesem Besuch entdeckt). Und der Bahnhof ist jetzt wirklich vorläufig fertig. Auch bei diesem Besuch entdeckt.
Nächster Morgen, Abfahrt Amsterdam über Nordzeekanaal Richtung Ijmuiden, um von dort weiter nach Scheveningen zu segeln. Im Sixhaven wollten wir noch den Tank leeren, ihr wisst schon welchen. Ging aber nicht, weil der Gummikonus am Saugschlauch fehlte. Haben wir dann auf Marina Ijmuiden verschoben. Da wollten wir ohnehin rein, weil’s da ‘ne Tanke gibt. Diesel gab’s, Pumpe hat nicht funktioniert, weil offenbar der Schlauch irgendwo ein Leck hat. Luft lässt sich halt leichter ansaugen als Schwarzwasser.
Mit der Tidenvorhersage hat es nicht ganz so grandios geklappt. Festzustellen, wann Hoch- und Niedrigwasser sein sollen ist leicht und auch recht genau. Das mit dem Strom klappt leider nicht so gut, weil der Maßstab der Tidenkarten doch sehr papiersparend ist und man sich schon mal um ‘ne Stund verhauen kann, einfach wegen des Maßstabs. Ist ja leider nicht so wie am Ende der Deutschen Bucht, wo die Aussage einfach ist: Wenn das Wasser steigt geht der Strom nach Osten und wenn es fällt nach Westen. Was übrigens in der Elbmündung auch schon nicht stimmt.
Also Ijmuiden – Scheveningen unter Segeln. Von der Südmole Ijmuiden bis kurz vor die Einfahrt nach Scheveningen gibt es nichts, dem man ausweichen muss. Außer anderen Wasserfahrzeugen natürlich.
Scheveningen ist eines der großen Seebäder an der Nordholländischen Küste. Die besteht eigentlich nur aus einem riesig langen Strand von Den Helder bis Hook van Holland, nur unterbrochen durch die Einfahrten von Ijmuiden und Scheveningen.
In Scheveningen war Fete, der Hafen proppevoll und die Musik brüllend laut. Dem Berichtenden ist es, obwohl alle Gastlieger sich in 3-er Päckchen arrangiert hatten, gelungen, seine Luxusyacht direkt am Steg anzubinden. Liegt daran, dass, zumindest nach der Zeitschrift ¨Die Yacht¨, 10m-Boote der Einstieg ins Yachtsegeln sind. Plätze, in die die nicht reinpassen, werden offenbar vom Yachtie von heute als Verschnitt angesehen. Wir passen da aber noch rein. Schööön!
Lückenfüller
Lückenfüller

Erkundung von Sch. zu Fuß. Viel Strand, viel wasserferne Bespaßung. Nicht so Jahmarktmäßig wie an der Gegenküste, aber für die, die die Ostfriesen als maßstab nehmen, doch ein wenig exotisch. Großzügig gestaltete Promenade, aber wenig Menschen im Wasser. Allerlei Kunstwerke auf der Promenade, darunter einiges was uns sehr erfreut hat.
Kunst am Strand
Kunst am Strand

Und eine Seebrücke. Das waren ja ursprünglich mal Anleger für die Bäderdampfer, die dann dem Ausbau des Eisenbahnnetzes zum Opfer gefallen sind. Dann hat man eine neue Nutzung gesucht und gefunden. Heute neu erbaute sind reine Bespaßungszentren, die ursprüngliche Nutzung ist gar nicht mehr möglich. Die von Scheveningen steigt Richtung Wasser immer mehr an, da könnten nur noch Luftschiffe anlegen. Wenn da nicht sowieso soviel Gedöns drauf stünde.
Auf dem Weg über die Seebrücke begegnen einem immer wieder tieffliegende Fußgänger. Man kennt ja von heimischen Spielplätzen die Seilbahnen, die an einem hohen Dreibein o.ä. anfangen und an einem niedrigeren enden. Hier beginnen sie eine einem funkturmähnlichen Gebäude und enden am landseitigen Ende der Seebrücke. (Bild fliegende Menschen).
Scheveningen (S-cheveninge) hat noch so’n Vorort, der heißt Den Haag und ist zufällig der Regierungsitz und manchmal auch der Wohnsitz der Familie Oranje-Nassau. Den haben wir uns am Tag darauf angesehen. War vielleicht nicht so wahnsinnig weise, bei 28°C mit dem Fahrrad in die Großstadt, aber nun ja. Den Haag ist zwar die drittgrößte Stadt der Niederlande, aber gar keine Stadt. Hat nämlich nie in seiner Geschichte Stadtrechte bekommen, und heute interessiert es keine Sau mehr. Heißt auch nicht richtig Den Haag, weil, die Anwohner haben als Wohnort im Ausweis ¨’s Gravenhagen¨ stehen, auf der Bahnfahrkarte allerdings ¨Den Haag¨. Wenn man in Den Haag was zu tun hat ist man nicht in Den Haag, sondern im Haag. Offiziell hat man sich aus Gründen der internationalen Verständlichkeit auf ¨Den Haag¨ geeinigt, ¨’s Gravenhagen¨ soll aber vornehmer klingen. Wobei sich mir als nicht-Niederländer die Vornehmheit allerdings nicht erschließt.
Die spinnen, die Holländer.
Den Haag, Rittersaal
Den Haag, Rittersaal

Auch wenn man sich nicht auf den richtigen Namen einigen kann, es ist jedenfalls schon Jahrhunderte lang Regierungssitz und Sitz des Parlaments.
Abgeordneter nach unerwünschtem Abstimmungsergebnis
Abgeordneter nach unerwünschtem Abstimmungsergebnis

Hat auch den durchreisenden Touristen viel Interessantes zu bieten und ist nicht ganz so überfüllt und hektisch wie Amsterdam.
WIr haben uns durch die Nachmittagshitze wieder in den Hafen von Den Haag gestrampelt – Scheveningen. Ich glaube, so rum ist doch richtiger.
Unseren Plan, auch noch Delft zu besuchen, haben wir etwas abgeändert und sind mit der Den Haager (oder Haager?) Straßenbahn dorthin gefahren. Die geht durch, von Scheveningen bis Delft. Aber das kriegen wir später.

Hamsterrad

Broekerhaven. Kennt nicht jeder. Wir bis heute auch nicht. Aber jetzt. Und das kam so: Wetterberich Ost 2-3, süddrehend 4-5, später West drehend. Also bei Ostwind, recht wenig davon, aus Lemmer raus Richtung Enkhuizen. Um 13:00 wollte Sabine mit einer Ehrenamts-Kollegin telefonieren um irgendetwas buchhalterisches zu klären, online. Also um 13:00 da sein, wo man Handy-Empfang hat, z.B. Enkhuizen. Soweit so gut, die Kollegin hatte schon vorher angefangen und ist mit ihrer Aufgabe wohl nicht zurecht gekommen, was zu diversen SMS-en und Telefongesprächen geführt hat. Zu schlechter Stimmung an Bord, weil wir nun nicht an einem ruhigen Platz lagen um 13:00, sondern gerade im Navidukt, jenem Wasserbau-Wunderwerk , das oberirdisch Schleuse, unterirdisch Schnellstraße und im Nebenamt noch Teil des Dammes zwischen Ijssel- und Markermeer ist. Nach der Schleusung Sabine wieder unter Deck und weitertelefoniert. Aus Schleuse raus, Wind inzwischen Süd 5, Sabine (an Deck): Zuviel Wind, ich: Schöner Wind, hab schon gerefft (stimmt nicht, habe das Reffen nur vorbereitet, das Segel liegt ja noch auf dem Baum, Zeisinge sind aber schon raus), Sabine: ich will nicht bei dem Wind. C.: Na gut, was willst du. S.:Fahren wir in den Hafen da. C.: (Unwillig) Na gut. Martha und C.: (Kursänderung. Wind kommt von der Seite, Segel liegt nicht mehr auf dem Baum) (M.,S. und C. in den kleinen Hafen.) (M.,S. und C. liefern Hafenkino) Weil nämlich der Hafen eng ist, die Boxen auch, und offensichtlich aus Platzgründen auch schräg stehen, wodurch sich natürlich der nutzbare Raum zwischen den Heckpfählen verringert.
Fest.
So haben wir Broekerhaven kennengelernt.
Wenige, aber freundliche Vereinsmitglieder. Durch die Enge ist man relativ sicher vor Chartercrews. Und nachdem wir herausgefunden haben, wie man, wenn man das Gelände verlassen hat, auch wieder herein kommt, haben wir auch den Ort Broekerhaven besucht. Dort gibt es ein bemerkenswertes Bauwerk, wie man dergleichen vermutlich nur in den Niederlanden findet. Und dort auch nur einmal, zumindest nur einmal in der elektrischen Ausführung. Das Ding heisst Overhaal und dient dazu, Wasserfahrzeuge von einem Gewässer in ein anderes zu bringen, wobei die beiden auf unterschiedlichen Höhen liegen. Hier beträgt der Unterschied etwa 2.5m Meter. Normalerweise baut man dazu eine Schleuse.

Overhaal in Broekerhaven
Overhaal in Broekerhaven

Hier hat man im späten Mittelalter eine Art Kran gebaut, mit dem kleine Frachtkähne aus dem einen Gewässer gehoben und im anderen wieder abgesetzt wurden. Angetrieben durch zwei Menschen in so einer Art Hamsterrad. Für jeden eines. Und Ende des 19. Jahrhunderts hat man das Ganze mit elektrischem Antrieb nochmal gebaut. Ob der Platz oder das Geld für eine Schleuse nicht gereicht hat oder man das mühsam hochgepumpte Wasser nicht wieder mit einer Schleuse zurück laufen lassen wollte, ist uns nicht klar geworden. Jedenfalls gehört das Ding jetzt zu den technischen Denkmälern der Niederlande.

Overhaal Broekerhaven
Overhaal Broekerhaven

Und das hätten wir ohne den Hickhack am Mittag nie erfahren.

Ein Boot, zwei Tage, drei Städte

Eine Bauernnacht, siehe Bild oben. Nachdem uns der Wind von der Nordsee ins friesische Binnenland vertrieben hat, hat er sich jetzt wieder beruhigt. Also viel Motoren. Viel Segeln wäre aber sowieso nicht drin gewesen, weil man in den Kanälen wegen der Brücken und der vielen Abdeckung nur schlecht segeln kann, vor allem nicht gegen die Windrichtung. Und es teils auch gar nicht darf. Und die Seen sind zwar schön, aber doch so klein, dass man, wenn man alles oben und richtig getrimmt hat, man schon am anderen Ende angekommen ist. Also Motorboot fahren.
Leeuwarden haben wir zügig durchquert. Wirklich zügig, denn um diese Jahreszeit sind die Wartezeiten vor den Brücken noch kurz. Natürlich lohnt Leeuwarden einen Aufenthalt, aber das haben wir vor zwei und vier Jahren schon getan. Neu in L.: Es gibt jetzt, wen man die Innenstadt Richtung Harlingen/Sneek verlässt, einen Einkaufsbereich 76mit z.B. Feinkost-Albrecht und ähnlichen einschlägigen Versorgungseinrichtungen direkt am Kanal. Und einen Anleger davor. Bei bootfahrenden Volke der Niederländer eine nahliegende Geschäftsidee und für uns sehr praktisch. Nicht so praktisch: Wir sind praktisch die ganze Strecke bis Sneek unter Motor gefahren, obwohl sogar Wind war. Wegen der Enge des Kanals nur mit der Genua, die kriegt an schneller weg wenn es nötig wird. Aber sobald das Segel stand, kam entweder eine Kurve direkt in die Windrichtung, oder eine Kurve mit Brücke direkt dahinter, oder sonst ein Hindernis. Wir haben es aufgegeben und Diesel verfeuert.
Sneek, oder Snits, die Stadt im Herzen der Friesischen Seen. Wichtiger Sitz dessen, was vom niederländischen Yachtbau noch übrig geblieben ist. Und mit sehenswerter Altstadt. Sneek war wohl in seiner Glanzzeit recht reich und als einzige friesische Stadt auch ummauert. Wobei, sagt uns der Fremdenverkehrsprospekt, die Mauer und die zahlreichen Tore gar keinen militärischen Zweck hatten. Sie dienten nur der Disziplinierung der Einwohner – um 8 geht das Tor zu – und der Darstellung nach aussen. Von der Mauzer ist nicht erhalten, von den zahlreichen Stadttoren nur eines, eines der ursprünglich 2 Wassertore.

Wassertor Sneek
Wassertor Sneek

Wehrhaft sieht es nicht aus. Was noch? Ein großes Textil-Handelsunternehmen, im Deutschland mitunter als Clotten-August bezeichnet, wurde hier gegründet. Ein bekannter niederländischer Kräuterschnaps, Beerenburg (sprich -bürch) wurde hier erfunden und verkauft. Wir haben ein Fläschchen in dem noch existierenden Laden erstanden. Oben, unter dem Dachboden gibt es ein kleines Museum – oder ist das eine Werbeabteilung. Man darf, theoretisch, alle Produkte probieren. Praktisch geht das selbst dann nicht, wenn man spät damit anfängt. Man würde den Laden wohl nicht mehr aufrechten Ganges verlassen können. Wir waren kurz nach Ladenöffnung dort, weil wir ja noch weiter wollten. So haben wir denn auf die Probierstunde verzichten müssen, Fahnen gehören an den Mast oder ans Heck und nicht ins Gesicht der Besatzung.
Vom unseeligen Wirken unserer Vorfahren in Sneek sagt der Fremdenverkehrsprospekt nichts. Das kann man aber in Wikipedia nachlesen.
Weiter unter Motor auf den Kanälen bis Lemmer.
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Wichtiges Zentrum der Ijsselmeer-Tourismusindustrie und Heimathafen viele Charterboote. Leider einige dabei, bei denen es mir schon unangenehm ist, das die Besatzung meine Sprache spricht. Ich kann es nicht ändern, aber es war gerade mal wieder so. Im Moment würde ich mir sehr wünschen, dass die niederländische Polizei mehr Alkoholkontrollen macht. Besonders bei deutschen Charterern großer Motorboote.

Innen durch

Die Wettervorhersage wurde nächtens nochmal aktualisiert. Von SW 6 auf SW 6 mit Böen 8. Nun haben wir kein Windometer, wir benutzen immer noch den Nasensensor mit Beaufort-Skala. Da gibt es solch präzise Kriterien wie ¨deutliche Erschwernis beim Gehen¨. Die Erschwernis beim Gehen war auf dem ¨oude Veerdam¨, heute Teil des Yachthafens von Schiermonnikoog, heute morgen immer noch sehr deutlich. Schon gestern abend war’s deutlich, ein einsamer Eider-Erpel auf dem Veerdamm hat verzweifelt, aber erfolglos versucht, sein Gefieder zu ordnen. Menschen liefen mit etwa 10° Krängung nach Luv, um nicht vom Damm zu stolpern.

Eidererpel bei Bft 7
Eidererpel bei Bft 7

Wir haben es, wie schon geplant, vorgezogen, den Weg über die ¨Staande Mast Route¨ (ich hoffe, man schreibt das so) fort zu setzen.
Das seglerisch spannendste war eigentlich, aus dem Hafen zu kommen. Wie kommt man bei dem Wind vom Steg und um die Ecke, und wann ist genug Wasser da? Hat aber alles geklappt, und die paar Meilen von Schiermonnikoog nach Lauwersoog waren in etwa einer Stunde erledigt. Auch wenn es subjektiv länger erschien, wegen des Gehoppels. An der zweiten Schleuse, der vom Lauwersmeer zum ¨Dokkumer Nieuwe Zijlen¨ – das musste ich jetzt nachsehen – also dem Kanal Richtung Dokkum, haben wir erstaunt festgestellt, das in den Niederlanden sogar das Unkraut in den richtigen Farben wächst. Siehe Foto.
Wiesenblumen in korrekter niederländischer Farbgebung
Wiesenblumen in korrekter niederländischer Farbgebung

Dokkum haben wir ausgelassen, hier haben wir schon früher etliche Tage verbracht – zusammengenommen. Die Schleuserei und das Öffnen der Brücken hat wieder hervorragend geklappt. Man fährt auf die Brücke zu, es wird mit rot-grün angezeigt, dass man wahrgenommen wurde, die Schranken an der Straße gehen zu, die Brücke geht auf und durch. Und bitte durchfahren so bald es geht. Nicht auf grün warten. Was in Deutschland fast zwangsläufig zu einem Anraunzer führen würde, ist hier ein Gebot der Höflichkeit gegenüber dem Straßenverkehr. Andere Länder, andere Sitten an den Zugbrücken. Allerdings hat ja hier auch jede mittlere Gemeinde mehr bewegliche Brücken als die ganze Bundesrepublik zusammen. Da hat man sich halt schon auf die Dinger eingestellt. Und es ist noch nicht Saison, also auch noch nicht so viel Verkehr auf dem Wasser.
So sind wir flott, aber entspannt durch Friesland bis kurz vor Leeuwarden gekommen und haben an einem öffentlichen Liegeplatz festgemacht. Von dem wir dann nach dem Festmachen erfahren haben, dass es auch der letzte vor der Stadt ist. Elegant war das Anlegen wegen des kräftigen Windes (das soll nur 6 sein ?) nicht gerade, und wir haben Hilfe von einem dort schon liegenden Plattbodenschiff bekommen. Und den Kommentar, das es bei ihnen auch nicht eleganter ausgesehen habe. Was glaubwürdig ist, denn der dritte im Bund stand ebenfalls quer zum Kanal. Man hat hier halt kaum Windschutz. Und gemeinsame Uneleganz verbindet auch irgendwie.
Eine schauklige Nach liegt also vor uns. Internet gibt es hier nicht, aber Kühe, Ziegen, Wiesen und viel Wind. Und in der Ferne die Hochhäuser von Leeuwarden.

Örlei in se Morning

Norderney hat uns dann einen Tag länger gesehen als wir wollten. Weil Böen von 9 Bft angesagt waren, auch wenn die dann, zumindest hier, nicht statt gefunden haben. Muss man ja aber nicht riskieren, kommt keine Freude auf.
Sonnabend Norderney Borkum, bei ungefähr halber Tide raus und etwa eine Stunde nach Hochwasser in Borkum. Unsere Karten sind neu, großes Ehrenwort, und in diesem Falle auch berichtigt. Geholfen hat das allerdings auch nur bedingt. Zwischen Norderney und Juist laufen die Fahrwasser schon wieder anders. Und am Ostende von Borkum gibt es einen Prickenweg, der in der Karte gar nicht verzeichnet ist.
Auf Borkum einen Platz am Vereinststeg bekommen. Unserer Meinung nach besser als im ¨alten¨ Jachthafen und auf jeden Fall besser als an den ex-Bundeswehr-Pontons. Bei Westwind hört man die Windturbinen. Hatten wir. Bei Südwind hört man auch die Windturbinen. Hatten wir auch. Bei Ostwind hört man die Wellen ans Heck klatschen, weil das Hafenbecken so groß ist, und die Windturbinen hört man trotzdem. Nordwind hatten wir nicht, aber vermutlich hört man die Windturbinen. Um Borkum kommt man als Segler mitunter nicht herum, aber wirklich schön ist es im Hafen nirgendwo.
Der große, der Burkanahafen, hat für das segelnde Volk den großen Vorzug, dass man ihn zu, je nach Tiefgang, fast jeder Tide verlassen kann. Das gilt für den anderen leider nicht, da kommt man nur nahe Hochwasser rein und raus.
Raus aus Borkum: Da das Hochwasser gerade in die Mittagszeit fällt und wir nach Westen wollen, sind wir mit Tagesanbruch los. Heißt, wir haben aus der Sonnenaufgangszeit geschätzt, wann genug Licht ist, um die Tonnen erkennen zu können, und danach unsere Abfahrtszeit geplant: 5:00. Wie ein einheimischer Segler sagte: Hauptsache mit ablaufend Wasser hier raus, Rest ist egal. Ganz egal ja nun auch nicht. Wenn man das Hubertusgat nimmt, das im wesentlichen der Sportschifffahrt vorbehaltene Tief, durch das das Wasser aus Ems und Dollart seinen Weg in die Nordsee findet, dann sind da so etwa 2 Knoten Strom. Ob man z.B. 5 kn Eigengeschwindigkeit + 2 kn oder -2 kn hat, das ist schon ein wesentlicher Unterschied auf 20 Meilen Strecke.
Zumindest den größten Teil der Strecke hatten wir den Strom jedenfalls mit uns. Und auch den Wind, erst aus Süd, später aus Südwest. Bisschen holprig, aber für unsere Verhältnisse flott.
Kurz vor dem Ziel noch eine Planänderung: Statt ins verkehrsgünstige, aber öde (gilt nur für den Außenbereich, wenn man nicht schleusen möchte) Lauwersoog ins verkehrsungünstige (fällt hoch trocken) aber schöne Schiermonnikoog.

Zufahrt Schiermonnikoog bei Niedrigwasser
Zufahrt Schiermonnikoog bei Niedrigwasser

Und hier, nach dem abendlichen Wetterbericht (West 6, Gewitterböen) vermutlich noch eine Planänderung: Nicht übers Watt nach Ameland/Terschelling/Vlieland/Texel – waren wir überall schon mal -, sondern binnen über die ¨stehende Mast Route¨. Dokkum, Leeuwarden, Sneek, Lemmer. Waren wir, oder wenigstens ich, zwar auch schon, aber zumindest in den letzten beiden noch nicht mit dem Boot.